Traumata

Otto Rank, ein Schüler von Sigmund Freud, war der erste bekannte Psychotherapeut, der sich mit dem Trauma der Geburt beschäftigte.
Als Trauma wird eine überwältigende Erfahrung bezeichnet, bei der die instinktiven Bewältigungsstrategien von Flucht oder Angriff nicht ausreichen und die vom Körper zu Verfügung gestellte Energie erstarrt. Bei einem Trauma findet ein Verlust von Verbindung statt: zu uns selbst, zu unserem Körper, zu anderen Menschen und zu der umgebenden Welt. Trauma ist heilbar, der Heilungsprozess kann zu einer emotionalen und spirituellen Transformation führen. (P. Levine, Vom Trauma befreien, Kösel 2007)

Wie in der Einleitung zur Geburt bereits erwähnt, erleben Frauen und Babys die Geburtserfahrung sehr unterschiedlich und aus der Retroperspektive auch dann nicht grundsätzlich als traumatisch, wenn Komplikationen vorlagen.
Wenn bestimmte Umstände eintreten, wie z.B. eine lebensbedrohliche Situation für Mutter oder Kind oder die Geburt sehr lange, schwierig oder mit Komplikationen verlief, kann jedoch ein traumatisches Erleben im Körperbewusstsein gespeichert werden.

„Meine Erfahrung ist, dass der Geburtsprozess an sich selten traumatisch ist. Das Traumatisierende ist fast immer die schlechte Behandlung, weil respektlos, unfreundlich, herabsetzend, nicht würdigend.“ (Annick, Hebamme)

Moderne Traumatherapiemethoden beschäftigen sich speziell mit der Lösung dieser Traumatas. Dies bedeutet, dass diese traumatischen Erfahrungen mit ihren einschränkenden Folgen aufgelöst und integriert werden können.

So kann eine traumatische Geburtserfahrung dazu führen, dass die Frau sich keine weitere Schwangerschaft bzw. natürliche Geburt mehr vorstellen kann. Oder ein früheres Geburtstrauma taucht mit starken negativen Gefühlen in einer weiteren Schwangerschaft wieder auf.
Wenn kein weiteres traumatisches Erlebnis zu Grunde liegt, reichen wenige Stunden traumatherapeutischer Begleitung, um diese Belastungen zu befreien.

Da Geburt Teil der weiblichen Sexualität ist, können in dieser Lebensphase negative, sexuelle Erfahrungen ins Bewusstsein kommen. Auch hier ist eine kurzfristige Begleitung hilfreich, damit diese Gefühle die Geburt nicht beeinträchtigen.
Es kommt auch vor, dass der anwesende Partner die Geburt traumatisch erlebt. Dies kann dazu führen, dass anschließend die gemeinsam gelebte Sexualität beeinträchtigt ist

„Der Platz des Mannes während der Geburt muss unbedingt in aller Freiheit vom Paar bestimmt werden. Sei es, dass er in der Küche ist, um das leibliche Wohl der Frau zu gewährleisten oder im Geburtszimmer, um die Frau zu unterstützen (vom Geburtsgeschehnis abgewandt) oder auch ganz aktiv das Kind in Empfang nimmt. Es ist von großer Bedeutung, dass der Mann sich nicht ohnmächtig (impotent!) fühlt.“ (Annick, Hebamme)
Wird ein Mann etwa vom Arzt oder von der Hebamme zu Aktionen aufgefordert, die ihm nicht entsprechen, kann sich dies traumatisierend auf ihn auswirken.

Beispiele:

  • „Schauen Sie sich doch das Köpfchen an!“ Diese Aufforderung kann gleich bedeutend damit sein, dass ein Fremder ihm sagt, dass sie sich gemeinsam das Intimste seiner Frau anschauen sollten.
  • „Halten Sie ihrer Frau die Sauerstoffmaske vors Gesicht! “
  • Das Gefühl des Mannes, den Überblick über die Situation zu verlieren
  • Seine Sorge, seine Frau nicht vor Aggressionen verteidigen zu können

Hier leistet Petra Otto mit ihrem Buch „Die Sexualität neu entdecken“ einen wichtigen Beitrag. (Rowohlt, 1996)
Bekannte traumatherapeutische Verfahren sind u.a. das EMDR, das Somatic Experiencing (SE), die Hypnostherapie und auch die Klopfakkupressur nach F. Gallo bzw. Dr. D. Klinghardt.

Speziell für Babys sind Methoden entwickelt worden, die Blockaden lösen können (siehe Therapien für Mutter und Kind: Thomas Harms – pränatale Therapie, Tomatis).
Wenn Sie hierzu ein persönliches Anliegen haben, schauen Sie bitte auf der Seite „Adressen“, ob in Ihrer Nähe jemand Begleitung anbietet. Sie können sich gerne auch direkt an mich wenden.